Du selbst lernst Französisch und weißt, dass sich diese Sprache wie viele andere auch in den letzten 30 Jahren stark fortentwickelt hat. Es kommen ständig neue Wörter hinzu. Im Unterricht hast du auch gelernt, dass es verschiedene Sprachebenen gibt: die Standardsprache, der gehoben (oder formale) Stil und die Umgangssprache. Und gerade im modernen Sprachgebrauch wird häufig die gesprochene Sprache genutzt. So nehme ich einmal an, du kennst „Verlan“? Bei dieser spielerischen Sprachform werden die Wortsilben vertauscht, um nicht von allen verstanden zu werden. Dies findet man häufig in der modernen Musik (vor allem beim Rap) aber auch in der Alltagssprache. Junge Franzosen sprechen von einer „teuf“ und meinen eine „fête“, eine „meuf“ ist für sie eine „femme“. Wusstest du auch, dass der Name des berühmten Sängers Stromae aus dem Verlan stammt? Denn „Stro-mae“ ist schlicht die Umkehrung von „Mae-stro“! Verlan ist also eine Form des Argot, d. h. einer Sprache, die nur von einer bestimmten sozialen Gruppe gesprochen wird. In der Sprache der Banlieues ist das stumme „e“ im Verschwinden begriffen. So nutzt die Hauptfigur Doria im Roman Kiffe kiffe demain von Faïza Guène häufig Ausdrücke wie „j’vais“, „j’veux“, „j’crois“. Darüber hinaus leben wir in einer Zeit der Abkürzungen. Die Begriffe „LOL“ oder „MDR“ („Mort De Rire“ auf Französisch) werden schon seit Langem von Jugendlichen sowohl in der gesprochenen Sprache als auch bei ihren SMS genutzt. Wie bereits gesagt, jedes Jahr werden ganz offiziell neue Wörter in die Sprache aufgenommen. Seit 2016 kannst du beispielsweise die Wörter „droniste“ (jemand, der eine Drohne steuert) oder „youtubeur“ oder „selfie“ nutzen. Daneben gibt es auch „Neologismen“ wie „E-Commerce“ oder „courriel“, die geschaffen wurden, um sich den neuen Technologien anzupassen. Und nicht zuletzt halten immer mehr englische Ausdrücke Einzug in die französische Sprache. Du benutzt schon nahezu täglich Wörter wie „fast-food“, „wifi“ oder „football“. Daneben findet man auch noch die sogenannten „Kofferwörter“ (ja, ja, das gibt es). Dabei handelt es sich um ein Kunstwort aus mindestens zwei Wortsegmenten wie „internaute“ oder „franglais“. Genau dieses „franglais“ stellt eine Vermischung des Französischen mit dem Englischen dar. Dies alles sind Beispiele dafür, wie sich die französische Sprache permanent fortentwickelt.
Sprachaufenthalt am Centre International d'Antibes