Ostern ist für alle ein bedeutsames Fest und eine Quelle der Freude für Jung und Alt. Neben Weihnachten ist Ostern als Gedenken an die Auferstehung Christi das wichtigste religiöse Fest in Frankreich. In Frankreich ist der Ostermontag (der auf den Ostersonntag folgende Montag) ein gesetzlicher Feiertag. Welche Objekte, Tiere und Aktivitäten verbinden wir mit diesem Fest? Was sind die originellsten Bräuche und Besonderheiten in der Welt und in Frankreich?
Was die Rechtschreibung betrifft, so ist zu beachten, dass der französische Begriff für Ostern, „Pâques“, am Wortanfang groß und am Ende mit „s“ geschrieben wird. Die korrekte Schreibweise im Französischen lautet also „Cette année, nous fêterons Pâques en famille“ („Dieses Jahr feiern wir Ostern in der Familie.“). Aufgepasst: In diesem Fall ist „Pâques“ maskulin Singular! Wenn Du ein Adjektiv als Attribut voransetzt, wird das Substantiv „Pâques“ zu einem feminin Plural. Deshalb wünscht man seinen Freunden und der Familie „Joyeuses Pâques!“ („Frohe Ostern!“). Dieses Fest ist deshalb so beliebt, weil es uns als Tradition an die schönen Zeiten unserer Kindheit erinnert. „Buona Pasqua“ in Italien, „Happy Easter“ in England, „Frohe Ostern“ in Deutschland, „Felices Pascuas“ in Spanien: Ostern ist in jedem Land ein besonderer Augenblick des Jahres.
Zu den Dingen, die im kollektiven Unbewussten untrennbar mit den Osterbräuchen verbunden sind, gehören natürlich Schokolade, Glocken, Eier, Kaninchen, Hühner und das Lamm. Mit Bezug auf das Ende der Fastenzeit und die Ankunft des wärmeren Wetters gelten schon seit der Antike das Kaninchen und der Hase als Symbole der Fruchtbarkeit. So ist bei den deutschen Nachbarn der „Osterhase“ das traditionelle Symbol für Ostern, auch wenn sein Artgenosse, das Schokoladenkaninchen, den Osterhasen in den Geschäften aufgrund der Globalisierung verdrängen will.
Außerhalb Frankreichs sind die Bräuche teils sehr unterschiedlich. Was zum Beispiel machen die Australier zu Ostern? Nun, das traditionelle französische Osterkaninchen aus Schokolade ist dort nicht gerade beliebt. Viele Australier bevorzugen ein kleines Beuteltier mit großen Ohren und einer langen Schnauze. Dieses kleine, in Frankreich völlig unbekannte Tier nennt sich Bilby. Es handelt sich um eine geschützte Art, die beliebter als das Kaninchen ist, weil letzteres im 19. Jahrhundert die Kulturen verwüstet hat. Der „Easter Bilby“ besteht ebenfalls aus Schokolade und wird mit der Familie oder mit Freunden gegessen.
Was hat es mit den berühmten Osterglocken auf sich? Den Gläubigen zufolge läuten in der Karwoche die Kirchenglocken nicht mehr als Zeichen der Trauer, vielmehr kommen sie am Ostersonntag aus Rom zurück, um die Auferstehung Christi zu verkünden und bringen dabei den Kindern vom Himmel her die Süßigkeiten mit.
Was die Gastronomie betrifft, so essen Franzosen gerne Lammfleisch. Einige wenden sich der traditionellen Lammkeule zu, die mit Kartoffeln, grünen Bohnen oder Flageolets serviert wird. Andere bevorzugen eher die Schulter oder das Mittelstück. In der Provence ist beispielsweise das Sisteron-Lamm besonders beliebt. Aber auch das junge Lamm steht im Elsass als Dessert hoch im Kurs und nennt sich dort „Lammele“ oder „Lamala“. Quésako? Dieses aus dem Elsässischen stammende Wort bezeichnet einen typischen Eierkuchen in Form eines Lamms, der in einer Terrakottaform zubereitet wird.
Aber die wohl überraschendste Spezialität kommt aus Mittelamerika, genauer gesagt aus Nicaragua. Da es in diesem Land verboten ist, am Karfreitag rotes Fleisch zu verzehren, ist es ein lokaler Brauch, Leguanfleisch zusammen mit gegrilltem Mais und Gemüse zu essen. Bon appétit!
Und warum nun essen wir zu Ostern Eier? Schon die Perser, Ägypter und später die Römer schenkten sich dekorierte Eier, um den Frühlingsanfang zu feiern. Die heutige Tradition geht auf das 15. Jahrhundert zurück, als Katholiken in der Fastenzeit keine Eier essen durften. Die Eierbestände wurden daher dekoriert, sodass sie später zum eigentlichen Osterfest verschenkt oder verkauft werden konnten.
Zu den gerade bei Kindern beliebten Aktivitäten zählt die von den Eltern liebevoll vorbereitete „Eierjagd“. In Frankreich wird dieser spaßige Moment auch in den Städten und Dörfern organisiert. Verzierte Eier oder Süßigkeiten werden im Garten versteckt, sodass die ganze Familie die anbrechenden schönen Tage genießen kann. Wie in anderen Ländern werden Eier mit dem Frühlingserwachen in Verbindung gebracht und erinnern dabei an die Auferstehung Christi. Die Schweden bevorzugen eine Tradition namens „Påskkärringar“ oder „Osterhexen“. Dort erinnert das Osterfest ein wenig an Halloween! Die Kinder verkleiden sich als Hexen und gehen bei den Nachbarn von Tür zu Tür und bitten um Süßigkeiten, Bonbons oder Kleingeld.
Da die Franzosen besonders gerne bildhafte Ausdrücke verwenden und Du Deine Kenntnisse der Sprache Molières erweitern möchtest, findest Du nachstehend ein paar Redewendungen mit einem Bezug auf Eier und Kaninchen. Zum Beispiel bedeutet „mettre tous ses œufs dans le même panier“ (alle Eier in einen Korb legen), alle Ressourcen in das gleiche Projekt stecken, auf die Gefahr hin, alles zu verlieren, wenn es nicht klappt. In einem informelleren Kontext, wenn jemand zu Dir sagt: „Va te faire cuire un œuf!“ (Koch Dir ein Ei!), so ist dies eine umgangssprachliche, nicht sehr freundliche Redewendung, die benutzt wird, wenn man wütend ist. Sie bedeutet im Grunde genommen: Lass mich in Ruhe! Und kennst Du den Ausdruck „poser un lapin à quelqu’un“? Nein? Es heißt so viel wie jemanden willentlich, privat oder beruflich, versetzen. Ich gestehe ein, das ist nicht leicht zu erraten!
Französischkurse am Centre International d'Antibes