Wurden Sie jemals in Frankreich mit einem Kuss („la bise“) begrüßt? Sie haben das vielleicht als merkwürdig empfunden und tun das normalerweise nicht mit Ihrem Gegenüber. Lassen Sie uns zusammen versuchen, diese typisch französische Gewohnheit zu verstehen!
Die Franzosen begnügen sich nicht damit, „Hallo!“ zu sagen oder sich die Hand zu geben, zur Begrüßung küssen sie sich und das will gekonnt sein. In Frankreich stecken soziale Beziehungen voller Subtilitäten, und es ist für Ausländer manchmal schwierig, sich darin zurechtzufinden. Es ist mehr als eine Tradition, es ist eine Gewohnheit, gar ein Reflex. Gelegentlich vergisst man die Ursprünge und denkt, diese Gewohnheit sei bereits seit Jahrhunderten Teil der französischen Kultur. Doch auch die Codes und Umgangsformen ändern sich. Der Kuss dient zunächst der Begrüßung, doch er hat Variablen, die von unserem Gegenüber abhängen. Verliebte küssen sich selbstverständlich auf den Mund. Doch was macht man, wenn dies nicht der Fall ist? Dann nennt man den Kuss unter anderem poutou, bisouille, bec, bisou, bécot ...
Wer es nicht von klein auf gelernt hat, verhält sich oft ungeschickt, beugt sich ein wenig steif vor, wagt es nicht, den anderen zu berühren und weiß nicht, wo er anfangen soll, und ob man dieser Person einen Kuss geben sollte. Aber wir sind nicht hier, um uns über ungeschickte Ausländer zu mokieren. In der Freizeit, abends oder auch gelegentlich im Unterricht begrüßt man seine Freunde mit einem Kuss. Aber es ist klar, dass die Dauer der Umarmung von der Anzahl der zu begrüßenden Personen abhängt. Denn auch für uns Franzosen ist es manchmal eher lästig, zehn oder fünfzehn Leute mit einem Kuss zu begrüßen, wo es doch viel einfacher wäre, einfach mit einer Handbewegung und einem „Hallo!“ zu grüßen. Zu viel des Guten ist ein Ärgernis, kein Begrüßungskuss kann aber auch verstörend wirken. Es ist vor allem wichtig, die familiäre oder berufliche Beziehung, das Alter und den Status der anderen Person zu berücksichtigen. So gibt man beispielsweise seinem Vorgesetzten keinen Kuss, vielmehr erwartet man, dass er derjenige ist, der diese Initiative ergreift. Doch unter Kollegen ist dies kein Problem. Männer küssen sich gelegentlich zur Begrüßung, wenn sie befreundet oder Mitglieder derselben Familie sind. Jugendliche küssen sich häufig bereits ab der Oberstufe.
Und noch etwas, was die Sache nicht einfacher macht. Im Allgemeinen gibt man zwei Küsse zur Begrüßung, zumindest ist das der Fall in Nizza und Paris. Doch in Montpellier zum Beispiel sind es drei, wenn nicht gar vier Küsse. Selbst die Franzosen wissen manchmal nicht genau, wie viele Küsse man je nach Region gibt. All dies macht das Leben nicht einfacher. Wenn wir jemanden nicht kennen, können wir leicht einen destabilisierenden Moment erleben, deshalb ist diese Website für Sie von Interesse. Dort erfahren Sie, wie viele Küsse man zur Begrüßung gibt, je nachdem, wo man sich gerade aufhält: https://www.combiendebises.com/
Sprachaufenthalt am Centre International d'Antibes